
 [1]Es war Samstagabend, und ich hatte soeben meinen treuen Mitarbeiter Paul für’s Wochenende verabschiedet. Im Stall warteten die Tiere noch auf ihr Abendfutter. Als ich eintrat, sah ich Vouck schwer atmend in der Boxe liegen; sein Bauch war gebläht, und sein Körper fühlte sich heiss an. Ich half ihm aufzustehen und mass die Temperatur; sie war zu hoch. 	 	  Ich rief den Tierarzt, der bei Vouck nicht nur eine Kolik diagnostizierte, sondern auch noch eine (beginnende?) Lungenentzündung. Gemeinsam beschlossen wir, ihm zunächst die benötigten Kolikmittel und dazu ein schmerzlinderndes und entzündungshemmendes Medikament zu spritzen. Um die Verdauung anzuregen, machte ich nach dem Arztbesuch mit Vouck und seinem neuen Freund, dem Pony Thierry, einen Abendspaziergang. Die Medikamente wirkten rasch und gut: Vouck genoss den „Ausgang“, und Thierry marschierte wacker nebenher, rupfte ab und zu ein Gräslein ab und benahm sich, als kenne er diese Gegend seit Jahren: dabei verliess er erstmals seit seiner Ankunft im SAMANA WASI sein gewohntes Umfeld. Nach dem Spaziergang konnte Vouck Mist absetzen. Er bekam eine kleine Portion Mash, heiss angerührt und mit Öl und Glaubersalz ergänzt für seine Verdauung. Als um 22 Uhr alles in Ordnung war, ging ich auch zu Bett. Am Sonntagmorgen war das Fieber unten, aber nur wenig Mist in der Boxe. Vouck bekam nochmals ein warmes Mash, dann durfte er mit den anderen Tieren auf die Weide. Tagsüber normalisierte sich seine Verdauung, aber am Abend stieg die Temperatur wieder an. Der Tierarzt riet mir am Telefon, noch bis am Montagmorgen zuzuwarten. Sollte das Fieber bis dann nochmals zunehmen, komme er Vouck nochmals spritzen. Das war dann auch nötig. Zwar besserte sich Voucks Gesundheitszustand danach wieder, aber Vouck verweigerte nun jedes Futter, auch sein geliebtes Heu, und war nicht zum Trinken zu bewegen. Wenigstens frass er auf der Weide ein wenig Gras, auf dem noch viel Tau lag. Aber sein Verhalten und sein psychisches Befinden waren beunruhigend. Vouck, der sich vom ersten Tag an riesig über das Pony gefreut hatte, gegenseitig mit ihm Fellpflege gemacht und ihn auf Schritt und Tritt begleitet hatte, nahm keine Notiz mehr von seinem neuen kleinen Freund. Er zog sich in sich selbst und von der Welt zurück, und wenn er nicht graste, hob er seinen Kopf, schaute ins Weite – und dann wieherte er.  Immer wieder beobachtete ich ihn dabei; und es war mir, als riefe aus dieser Weite sein im Januar gestorbener Vater Rapeur. Die beiden hatten 32 Jahre das Leben miteinander geteilt; nie waren sie voneinander getrennt gewesen und keiner ging ohne den andern auf die Weide oder auf einen Spaziergang. Ihre Beziehung zueinander erinnerte mich oft an die eines alten Ehepaares. Ist es nicht dort auch oft so, dass wenn ein Partner stirbt, der andere bald einmal folgt... Vouck hatte die Sehnsucht nach seinem Vater auch mit Thierry’s Freundschaft nicht ablegen können, und er schien dem Ruf folgen zu wollen.  Das Fieber stieg stetig. Am Dienstagmorgen, dem 17. April 2007, auf den Tag genau einen Monat nach Thierry’s Ankunft, musste ich nach Absprache mit dem Tierarzt den schweren Entscheid fällen, Vouck ins Land seiner Väter ziehen zu lassen. Er ging dankbar an meiner Hand auf diesen letzten Weg.  Ich legte aus meinem kleinen Garten eine rosarote Tulpe, eine Narzisse und eine blaue Hyazinthe auf sein weisses Fell und verabschiedete mich mit einem Dankesgebet von dieser wundervollen Tierseele. Vouck und Rapeur, die allerersten Gäste im SAMANA WASI hatten ihre „Gaststätte“ nach fast fünf Jahren und im Abstand von nur drei Monaten verlassen. Sie hatten uns allen ein Zeugnis abgelegt von einer innigen, tiefen Liebe zwischen zwei Tieren, und uns damit reich beschenkt.  Danke Rapeur, danke Vouck!  Ruth Maurer, Mai 2007
 [1]Es war Samstagabend, und ich hatte soeben meinen treuen Mitarbeiter Paul für’s Wochenende verabschiedet. Im Stall warteten die Tiere noch auf ihr Abendfutter. Als ich eintrat, sah ich Vouck schwer atmend in der Boxe liegen; sein Bauch war gebläht, und sein Körper fühlte sich heiss an. Ich half ihm aufzustehen und mass die Temperatur; sie war zu hoch. 	 	  Ich rief den Tierarzt, der bei Vouck nicht nur eine Kolik diagnostizierte, sondern auch noch eine (beginnende?) Lungenentzündung. Gemeinsam beschlossen wir, ihm zunächst die benötigten Kolikmittel und dazu ein schmerzlinderndes und entzündungshemmendes Medikament zu spritzen. Um die Verdauung anzuregen, machte ich nach dem Arztbesuch mit Vouck und seinem neuen Freund, dem Pony Thierry, einen Abendspaziergang. Die Medikamente wirkten rasch und gut: Vouck genoss den „Ausgang“, und Thierry marschierte wacker nebenher, rupfte ab und zu ein Gräslein ab und benahm sich, als kenne er diese Gegend seit Jahren: dabei verliess er erstmals seit seiner Ankunft im SAMANA WASI sein gewohntes Umfeld. Nach dem Spaziergang konnte Vouck Mist absetzen. Er bekam eine kleine Portion Mash, heiss angerührt und mit Öl und Glaubersalz ergänzt für seine Verdauung. Als um 22 Uhr alles in Ordnung war, ging ich auch zu Bett. Am Sonntagmorgen war das Fieber unten, aber nur wenig Mist in der Boxe. Vouck bekam nochmals ein warmes Mash, dann durfte er mit den anderen Tieren auf die Weide. Tagsüber normalisierte sich seine Verdauung, aber am Abend stieg die Temperatur wieder an. Der Tierarzt riet mir am Telefon, noch bis am Montagmorgen zuzuwarten. Sollte das Fieber bis dann nochmals zunehmen, komme er Vouck nochmals spritzen. Das war dann auch nötig. Zwar besserte sich Voucks Gesundheitszustand danach wieder, aber Vouck verweigerte nun jedes Futter, auch sein geliebtes Heu, und war nicht zum Trinken zu bewegen. Wenigstens frass er auf der Weide ein wenig Gras, auf dem noch viel Tau lag. Aber sein Verhalten und sein psychisches Befinden waren beunruhigend. Vouck, der sich vom ersten Tag an riesig über das Pony gefreut hatte, gegenseitig mit ihm Fellpflege gemacht und ihn auf Schritt und Tritt begleitet hatte, nahm keine Notiz mehr von seinem neuen kleinen Freund. Er zog sich in sich selbst und von der Welt zurück, und wenn er nicht graste, hob er seinen Kopf, schaute ins Weite – und dann wieherte er.  Immer wieder beobachtete ich ihn dabei; und es war mir, als riefe aus dieser Weite sein im Januar gestorbener Vater Rapeur. Die beiden hatten 32 Jahre das Leben miteinander geteilt; nie waren sie voneinander getrennt gewesen und keiner ging ohne den andern auf die Weide oder auf einen Spaziergang. Ihre Beziehung zueinander erinnerte mich oft an die eines alten Ehepaares. Ist es nicht dort auch oft so, dass wenn ein Partner stirbt, der andere bald einmal folgt... Vouck hatte die Sehnsucht nach seinem Vater auch mit Thierry’s Freundschaft nicht ablegen können, und er schien dem Ruf folgen zu wollen.  Das Fieber stieg stetig. Am Dienstagmorgen, dem 17. April 2007, auf den Tag genau einen Monat nach Thierry’s Ankunft, musste ich nach Absprache mit dem Tierarzt den schweren Entscheid fällen, Vouck ins Land seiner Väter ziehen zu lassen. Er ging dankbar an meiner Hand auf diesen letzten Weg.  Ich legte aus meinem kleinen Garten eine rosarote Tulpe, eine Narzisse und eine blaue Hyazinthe auf sein weisses Fell und verabschiedete mich mit einem Dankesgebet von dieser wundervollen Tierseele. Vouck und Rapeur, die allerersten Gäste im SAMANA WASI hatten ihre „Gaststätte“ nach fast fünf Jahren und im Abstand von nur drei Monaten verlassen. Sie hatten uns allen ein Zeugnis abgelegt von einer innigen, tiefen Liebe zwischen zwei Tieren, und uns damit reich beschenkt.  Danke Rapeur, danke Vouck!  Ruth Maurer, Mai 2007
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[1] http://www.samanawasi.ch/sites/default/files/Vouck_g.jpg